TAG 11 – Philadelphia

"There are some parts in Germantown where I wouldn't even step off the bus!" – Na, das hörte sich doch einladend an. Mit dieser Aussage und anderen Gruselgeschichten im Hinterkopf machten sich unsere wackeren Exkursionshelden heute auf in die Stadt der Gründungsväter der deutsch-amerikanischen Beziehungen und Auswanderungsgeschichte: Germantown – treffende Bezeichnung, zumindest für das 18. Jahrhundert. Heute erinnern lediglich noch die Straßennamen an das deutsche Erbe.

Die Amerikaner selbst assozieren mit dem Namen Germantown fast ausschließlich die Schlacht im Stadtgebiet während der Revolutionskriege oder bestenfalls noch die Nutzung des Vororts als Sommerfrische für den Stadtadel. Das Beispiel des Pastorius-Denkmals verdeutlicht diesen Umstand sehr treffend. Im Laufe der Jahre wurde diese Gedenkstätte an die "founding fathers" der Stadt immer wieder im "Stadtpark" verschoben, bis es schließlich sein recht trostloses Verweilplätzchen in unschöner Randlage gefunden hat, wo das Denkmal bis heute sein unbeobachtetes Dasein fristen muss.

In Germantown erinnern noch immer Straßenschilder an die deutschen Gründer.
In Germantown erinnern noch immer Straßenschilder an die deutschen Gründer.
Gruppenfoto am Pastorius-Denkmal zu Ehren der Founding Fathers
Gruppenfoto am Pastorius-Denkmal zu Ehren der Founding Fathers

Auch unser Tourguide, der sich ansonsten sehr gern und größtenteils auch sehr extensiv über die architektonischen Besonderheiten von Germantown ausließ, wusste nicht recht etwas über das Pastorius-Denkmal zu berichten. Geschichtliches Basiswissen war wohl schon vorhanden, aber von echter Bedeutung ist dieses kulturelle Erbe nicht mehr. Schade eigentlich, aber so haben wir nunmal auch eine sterbende Seite der deutschen Kultur in Pennsylvania gefunden - gehört wohl auch dazu.

Rückblickend war Germantown doch etwas befremdlich, da dieser Stadtteil heute fast ausschließlich von Afroamerikanern bewohnt wird. So fühlte man sich als Europäer, obwohl - oder vielleicht auch gerade weil - wir ja in einer deutlich erkennbaren Gruppe unterwegs waren, etwas komisch. Auch das trägt vielleicht zum besseren Verständnis der jeweiligen Kulturgruppen und der ethnisch bedingten Konflikte der Vergangenheit und Gegenwart bei.

Dass dies der letzte offiziell geplante Programmpunkt war, lässt sich vielleicht auch aus genau diesen zwei Sichtweisen unterschiedlich betrachten. Zum einen wäre es sicherlich schön gewesen, einen positiven letzten Eindruck vom Verhältnis der deutsch-amerikanischen Kultur mitzunehmen, auf der anderen Seite regt diese Nachdenklichkeit in gewissem Maße auch dazu an, sich weiterhin mit dem Forschungsfeld zu beschäftigen, da sich nun ein weiteres Mal bewahrheitet hat, wie dynamisch solche Prozesse gestaltet sein können.

Unser letzter Abend in Philadelphia
Unser letzter Abend in Philadelphia

Unseren letzten Abend in Pennsylvania wollen wir als Exkursionsgruppe gemeinsam mit einem kleinen Dinner in einem netten Lokal verbringen; schließlich blicken wir - und ich denke, ich kann hier im Namen aller sprechen - auf eine sehr lehrreiche, spannende und unterhaltsame Exkursion zurück. Das sollte doch mal ein Grund zum Feiern sein. Cheers und hoch die Tassen!